Juli 25
2010
Er wurde wiedergeboren. Voll seiner Lage bewusst. Wiedergeboren als Knopf. Nicht irgendein Knopf mit wirklich wichtigen Funktionen. Er hätte ja als Restore-Knopf einer Computeranlage oder gar als der berühmt-berüchtigte Roter-Knopf, der ständig diese Welt bedrohte, wiederkommen Können. Als vorher friedlicher Mensch hätte er den Dienst verweigern Können und die Menschheit retten. Eine starke politische Tat, die er sich als Mensch nie getraut hätte. Er wäre aber auch mit einfachen Bedienungsarbeiten in einer Fabrik zufrieden gewesen. Aber nein. Er war – und wer weiß für wie lange, denn so ein Knopf nützt sich nicht so schnell ab – er war ein Abspülknopf in einer öffentlichen Toilette. Seine Aussichten waren nur von den Fleischfarben her rosig. Ungewaschene Siff-Finger drückten auf ihm herum. Schmieröl hätte er als Maschinenknopf in Kauf genommen, aber
Er wischte den Boden, die Brille, den Topf und sogar die Lampe, aber niemals ihn. Vielleicht war es eine Racheaktion des Typen gegen seine Kundschaft. Er wusste es nicht, denn der Klowart redete ja schließlich nicht mit einem Abspülknopf. Das hätte auch ziemlich komisch ausgesehen, wenn er erwischt worden wäre. Guten Tag, Herr Knopf. Wie geht’s uns denn heute. Na ja. Wenn die Benutzer das mit dem Nicht-Reinigen wüssten, wären sie entsetzt. Aids, Pest und Cholera. Er konnte sich zumindest nicht anstecken, aber der Gedanke allein machte ihn völlig fertig. Es war aber auch zu albern, einfach albern. Vielleicht würde jemand mal wütend und ihn kaputt hauen. Was könnte bei einer Wiedergeburt noch schlimmer sein. Fast nichts, obwohl……. Ist auch egal, es war einfach
Juli 25
2010
STURM
Für manche Leute ist ein Sturm ein Sturm. Für andere ist ein Sturm halt ein Sturm. Wenn, z.B., jemand Morgens im Zelt liegt, wach und ängstlich, ist ein Sturm, oder kann ein Sturm ganz schön bedrohlich wirken, besonders wenn man oder Frau sich nicht ganz mit den Eigenheiten oder Aufbau des oder überhaupt eines Zeltes vertraut ist. Die technischen Gegebenheiten eines Zeltes in Verbindung mit den „normalen Leinen“, oder Sturmleinen“ sind nicht für jeden ganz durchschaubar.
Das Aufblähen des Zeltes ist noch lange nicht so schlimm wie es manchmal zu sein scheint. Ein Abheben des Daches führt auch noch lange nicht zur Katastrophe, solange man sich in der Schlafkabine aufhält. Falls die Schlafkabine verweht, wird es erst im Moment des Aufpralls wirklich spannend. Ansonsten ist eine Reise meist lustig, und eine Luftreise erst recht.
Falls man sich bei dem selben „Sturm“ im tiefsten Schlafe befindet, warm eingekuschelt und von schönen Träumen umhüllt, ist so ein „Sturm“ erst recht Grund genug um sich noch tiefer einzukuscheln, wenn man sich mit den technischen Gegebenheiten eines Zeltes in Verbindung mit den „normalen Leinen“, oder „Sturmleinen“ ein wenig auskennt.
Befinden sich diese beiden Spezies im selben Zelt, zieht meist der Zweitere aufgrund des Meckerns des Ersteren den kürzeren, und muss sein Kokon, die wohlige Umarmung seines Mümmelns verlassen. So gesehen kann ein „Sturm“ für beide Seiten sehr unschön sein. Ja, ja. So ist das.
Juli 25
2010
DIE GRILLE
Die Nacht der Nächte war über ihn hereingebrochen. Ein Grille. Ach was! Eine Riesengrille, hatte sich zwischen Über- und Unterzelt verkrochen. Grillen beißen nicht unbedingt, außer wenn er eine anfassen würde. Er hatte immer so einen Pech………..!! Grillen sind auch nicht sehr schwer, so dass sie vielleicht jemanden erschlagen und dann aussaugen könnten, obwohl er über die Größe des Exemplars auf seinem Innenzelt sich nicht so ganz sicher war. Egal, aber auch was sie sonst noch alles nicht Können, eines Können sie hervorragend, und das ist zirpen. Die Dinger zirpen was das Zeug hält. Ach was! Da hält nichts mehr. Nun ja, und so ein Viech hatte er zwischen Über- und Unterzelt. Das auch noch nachts.
In dieser Nacht setzte er folgende Werkzeuge ein :
1stens eine Taschenlampe, ( Erst beschien er die Decke, also von innen nach Außen, des Unter- oder Innenzeltes. Er hoffte, mit dieser Übung den Schatten des Übeltäters zu sehen, damit er sich ein Bild von der Größe des Ungeheuers machen konnte. Erst allmählich wurde ihm klar, dass er sich in einen kleinen Denkfehler verlaufen hatte. Um den Schatten zu sehen, hätte er sich Außen, also auf dem Zeltdach, genauer gesagt auf dem Außen- oder Überzelt, befinden müssen, da er mit dem Licht von innen nach Außen strahlte und nicht umgekehrt, also von Außen nach innen. Das hätte ihn aber auch nicht viel weitergebracht, denn der Schatten des Ungeheuers wäre in dem Fall innen zu sehen gewesen )
2tens einen Stock, ( Da die Physik des Lichts gegen ihm war, beschloss er sein handwerkliches Können einzusetzen. Er war ja schließlich Facharbeiter und und und………. Er wollte aber wieder zu den Wurzeln der Menschheit, bzw. der Werkzeuge zurück. Wenn schon Camping, dann aber mit Schmackes. Er fühlte sich auch, wenn er ehrlich sein sollte, ein wenig sicherer mit einem Stock in der Hand. Nicht daß er ein Feigling war. Er war nur mit einer natürlichen Angst vor Insekten behaftet. Wie ein Elefant, der Angst vor Mäusen hat, weil sie so klein sind. Klein genug um durch den Rüssel zu passen. Er wusste, dass das Viech auf dem Dach, bzw. auf dem Außen- oder Überzelt, groß wie ein Pferd sein musste, aber es gab ja auch schließlich Kamele, die durch Nadelöhren passten. Das hatte er zumindest mal gehört. Er konnte sich das auch nicht so richtig vorstellen, aber sicher ist sicher. Da kommt auch wieder ganz natürlich die Frage auf, wie er es wohl mit einem Pferd aufnehmen sollte mit so einem kleinen Stock. Das Leben ist halt hart. Zurück zum Stock. Damit schlug er heftig von innen auf die Innenseite des Innen- bzw. Unter-Zeltes. Da die Deckenkonstruktion ein wenig schräg war, hoffte er, dass das Monstrum den Halt verlieren würde. Damit war es dazu verurteilt, herunter zurutschen und ins Gras zu fallen oder bei einem angenommenen Großwuchs ins selbige zu beißen.
Plötzlich Stille. Aber wirklich Stille. Nichts war mehr zu hören. Nicht eine Stille, wie wenn auf dem Bahnhof die Ansage beendet war und es trotzdem überall irgendwie knisterte, pfiff und rumorte. Eher eine Stille wie im Restaurant, wenn der Kellner gerade ein riesiges Tablett voll Geschirr und Besteck hat fallen lassen, und die letzte Scherbe sich ausgetobt hat und alle Gäste sich auf die schuldvolle Miene des Kellners konzentrieren. Je der denkt dabei – Kehr wat is dat doch für’n Trottel. Aber nur denken, ansonsten Stille. Ja ja, so eine Stille war das auch. Kein Zirpen, kein Rutschen, um ins Gras zu beißen. Nichts. Auch gut, dachte er sich. Wahrscheinlich hat die Grille einen Herzinfarkt erlitten. Oder haben Insekten überhaupt Herzen?
Wat soll’s. Er gab sich zufrieden und richtete sich auf eine ruhige Nacht ein. Aber wieso? Ach nein? Aber irgendwo muss die doch sein. Es ließ ihm keine Ruhe, also bewaffnete er sich wieder mit dem Stock und der Taschenlampe und verließ vorsichtig das Zelt. Er wollte einfach sichergehen. Nicht, dass das Ungetüm rächender Weise ihn nachts doch noch auffraß. Er suchte hier, er suchte da. Stellte sich alle möglichen Fallwinkel vor und suchte. Nichts. Ach wie kann man nur so doof sein. Vor einer Grille Angst haben. So’n Quatsch. Er machte es sich also wieder innerhalb des Zeltes gemütlich, und es blieb nichts zu hören. Herzinfarkt! Das Licht war aus. Seine Liegelage war angenehm. Der Schlaf wollte ihn just übermannen.
Ziiiirrrrrrrrrp
Juli 21
2010
CAMPING
Der herbe Geschmack von verbrannten Würstchen aufgelockert mit süßlichen Gewürzen bestehend aus Knoblauch, Rosenpaprika, Obstresten, die noch von wer weiß wann in der Pfanne hafteten und Ungeziefer. So gehört sich das, so ist Camping. Die Sonne geht wunderschön unter und man zündet die Kerzen an. Dieses wohlige Halbdunkel, indem man nicht weiß, welches Insekt sich gerade wohin setzt. Beim Zuschlagen spürt man nur die unangenehme Masse, popelähnlich, zwischen seinen Fingern. Wenn man Gluck hat, kommt Spannung und Abenteuer in Form eines Insekts, das kaum noch von der Größe her mit anderen vergleichbar ist, auf. Haustiere wie Hamster oder Tanzmäuse müssten schon fast hinauf schauen zu manch Spinne und Viech, das so unglaublich groß und fies aussieht, dass es aus Angst niemals von der Wissenschaft studiert oder beschrieben wurde.
Hat man diese Abenteuer überwunden kriecht man auf seine Luftmatratze. Phantasievolle Menschen wähnen auch hier Ungeheuer der Natur. Jedes sich aus der Tagesverkrampfung und Verklebung lösende Härchen am Körper wird zu einem Insekt. Die Luftmatratze quietscht und stöhnt. Es passt sich dem Körper bei jeder Bewegung an. Legt man sich ein wenig nach links, bläst es sich rechts auf und schmeißt einen dann sanft auf dem Boden. Genauso umgekehrt. Wenn der Oberkörper links liegt, müssen ein Bein und ein Arm rechts liegen und das möglichst weit, um als Gegengewicht zu dienen. Oder man legt sich S-förmig, das Heißt Oberkörper links und möglichst viel Knie und Unterschenkel nach rechts. Diese Stellung halten die meisten Menschen nicht eine ganze Nacht im Schlaf durch und werden bei jeder Bewegung entweder tief schlafend von der Matratze geschoben oder werden ganz einfach wieder wach. Dies wiederum fuhrt natürlich zu einem intensiven Bewusst werden der eigenen Bewegungen in der Nacht.
Es kommt dadurch aber auch vor, dass man durch das viele Aufwachen erleben muss, wie oft sich eine Blase füllen kann. Die dann folgende Frage beschäftigt sich mit dem Ort der Erleichterung. Geht man nun die ganzen 100 Meter zum Klo, und dafür müsste man sich etwas überziehen, oder wird es abenteuerlich neben dem Zelt gemacht? Sich letztendlich für das zweite entscheidend, muss das Zelt möglichst ruhig verlassen werden. Nicht zu laut, damit andere Halbschläfer oder gar Pinkler nicht erschreckt werden, bzw. um nicht aufzufallen. Es ist schon eine Sauerei. Das Geräusch des Entleerens ist bei diesem Spielchen merkwürdig laut. Wieder ein Bewusstwerden, und wieder ein Abenteuer. Überhaupt ist Camping hervorragend für das Bewusstsein.
Wohl ausgeruht oder seiner Bewegung bewusst steht man dann am Morgen auf und streckt seinen oft schmerzenden Rucken kräftig durch. Nach der Morgengymnastik wird in der Pinkelschlange am Klo Aufstellung genommen. „Guten Tag, bon Juor, ach hallo.“ Die Kommunikation greift um sich. Danach Frühstück mit schnell erkaltendem Kaffee und fliegenbedecktem Marmeladenbrot. Spülen, waschen, lesen, Strand, schmoren. Hungrig und fast gar bis verbrannt wird kurz vor Geschäftsschluss eingekauft. Der Hunger treibt ungeahnte Blüten und der Einkaufswagen sieht aus wie eine Snackbar. Fast abgefüllt mit allerlei Junkfood und um viel Geld ärmer landet man schließlich wieder auf dem Campingplatz und bereitet sich sein Abendmahl. Der herbe Geschmack von angebrannte Suppe verfeinert mit……
Juli 21
2010