Der herbe Geschmack von verbrannten Würstchen aufgelockert mit süßlichen Gewürzen bestehend aus Knoblauch, Rosenpaprika, Obstresten, die noch von wer weiß wann in der Pfanne hafteten und Ungeziefer. So gehört sich das, so ist Camping. Die Sonne geht wunderschön unter und man zündet die Kerzen an. Dieses wohlige Halbdunkel, indem man nicht weiß, welches Insekt sich gerade wohin setzt. Beim Zuschlagen spürt man nur die unangenehme Masse, popelähnlich, zwischen seinen Fingern. Wenn man Gluck hat, kommt Spannung und Abenteuer in Form eines Insekts, das kaum noch von der Größe her mit anderen vergleichbar ist, auf. Haustiere wie Hamster oder Tanzmäuse müssten schon fast hinauf schauen zu manch Spinne und Viech, das so unglaublich groß und fies aussieht, dass es aus Angst niemals von der Wissenschaft studiert oder beschrieben wurde.

Hat man diese Abenteuer überwunden kriecht man auf seine Luftmatratze. Phantasievolle Menschen wähnen auch hier Ungeheuer der Natur. Jedes sich aus der Tagesverkrampfung und Verklebung lösende Härchen am Körper wird zu einem Insekt. Die Luftmatratze quietscht und stöhnt. Es passt sich dem Körper bei jeder Bewegung an. Legt man sich ein wenig nach links, bläst es sich rechts auf und schmeißt einen dann sanft auf dem Boden. Genauso umgekehrt. Wenn der Oberkörper links liegt, müssen ein Bein und ein Arm rechts liegen und das möglichst weit, um als Gegengewicht zu dienen. Oder man legt sich S-förmig, das Heißt Oberkörper links und möglichst viel Knie und Unterschenkel nach rechts. Diese Stellung halten die meisten Menschen nicht eine ganze Nacht im Schlaf durch und werden bei jeder Bewegung entweder tief schlafend von der Matratze geschoben oder werden ganz einfach wieder wach. Dies wiederum fuhrt natürlich zu einem intensiven Bewusst werden der eigenen Bewegungen in der Nacht.

Es kommt dadurch aber auch vor, dass man durch das viele Aufwachen erleben muss, wie oft sich eine Blase füllen kann. Die dann folgende Frage beschäftigt sich mit dem Ort der Erleichterung. Geht man nun die ganzen 100 Meter zum Klo, und dafür müsste man sich etwas überziehen, oder wird es abenteuerlich neben dem Zelt gemacht? Sich letztendlich für das zweite entscheidend, muss das Zelt möglichst ruhig verlassen werden. Nicht zu laut, damit andere Halbschläfer oder gar Pinkler nicht erschreckt werden, bzw. um nicht aufzufallen. Es ist schon eine Sauerei. Das Geräusch des Entleerens ist bei diesem Spielchen merkwürdig laut. Wieder ein Bewusstwerden, und wieder ein Abenteuer. Überhaupt ist Camping hervorragend für das Bewusstsein.

Wohl ausgeruht oder seiner Bewegung bewusst steht man dann am Morgen auf und streckt seinen oft schmerzenden Rucken kräftig durch. Nach der Morgengymnastik wird in der Pinkelschlange am Klo Aufstellung genommen. “Guten Tag, bon Juor, ach hallo.” Die Kommunikation greift um sich. Danach Frühstück mit schnell erkaltendem Kaffee und fliegenbedecktem Marmeladenbrot. Spülen, waschen, lesen, Strand, schmoren. Hungrig und fast gar bis verbrannt wird kurz vor Geschäftsschluss eingekauft. Der Hunger treibt ungeahnte Blüten und der Einkaufswagen sieht aus wie eine Snackbar. Fast abgefüllt mit allerlei Junkfood und um viel Geld ärmer landet man schließlich wieder auf dem Campingplatz und bereitet sich sein Abendmahl. Der herbe Geschmack von angebrannte Suppe verfeinert mit……

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Von rhm

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